Der Mensch in mir
Der Mensch in mir verwaist mit jeder Stunde,
mit jedem Tag, der ohne Liebe ist,
er stemmt sich nicht mehr auf, geht vor die Hunde
und stellt sich selber mahnend vor Gericht.
Der Mensch in mir verblüht mit jeder Stunde,
mit jedem Tag der ohne Sonne ist,
es trocknet nicht die letzte offne Wunde,
und er erspäht kein Samenkorn. Es bricht
der Mensch in mir und mit ihm aller Reichtum,
die Güte, das Vertrauen, der Respekt;
kaputt getreten wurden Stolz, die Anmut
und übrig bleibt die Hülle, die's versteckt.
Immer noch du
Sie hat den Blick von dir noch immer nicht vergessen.
Dieser Beigeschmack von Wehmut lebt in ihr.
Sie hat gehofft und doch war sie zerrissen,
verlor den Mut, den letzten Stolz im Angesicht von dir.
Wie klein man wird, zerschlagen sich die Träume.
Mit einem Mal wird alles Bunte, Nebelgrau.
Man versuchts, doch findet man kein Lächeln,
die Ohnmacht lähmt, ja sie verschluckt das Wertgefühl der Frau.
Die nur geliebt hat - wie ein junges Mädchen.
Die Tausend Schmetterlinge taten ihr so gut.
Im Fühlen spürte sie das Ruhekissen,
in Empathie gebettet loderte die Glut.
Was blieb sind Tränen und ein kleines Häufchen Asche.
Und auch ein Fragebogen für die nächste Zeit.
Sucht nach Fehler , resigniert und unbeholfen
lebt man den Tag und zehrt an der Vergangenheit.
Kann dich noch sehnen
Ich kann dich noch sehnen,
kann dich erfühlen,
all das Vertraute
verschleiert sich nicht;
nehme dein Lachen
wisch mir die Tränen,
aus den Augen verliert sich
mir nicht dein Gesicht.
Ich kann dich noch denken,
in Worte erzählen,
kann dich beschreiben
in Bilder wattiern,
wir haben die Sehnsucht
aus dem Anker gezogen,
neue Spuren gezeichnet
sind gewachsen im Wir.
Aus dem Halt wurde Fallen
ein loslassen - reißen,
fühl mich so träge,
bleiern und leer,
wie soll ich begreifen
was ich nicht verstehe,
wie soll ich dich enden
in diesem Sehnen nach mehr.
Mitternächtlich
Wie irrt das letzte lieb gewonn'ne Denken
als Spukgestalt in meinem Kopf umher,
verleiht dem Tag ein unermüdlich kämpfen
umschwebt mich nachts, und seelenschwer
sind meine Träume.
Es nährt die Nacht nichts außer Sorgen,
bezwingt so mühlos meine Gegenwehr.
Die Bitte, bleibt im Wunsch verborgen,
im Morgen aufzuwachen, ohne Wiederkehr
der illustrierten Bildgeschichten.
Du geisterst mitternächtlich manche Stunde
und lädst im weißen Laken mich zum Tanz;
die Unruh schlägt und gibt mir Kunde
vom Herzen, das sich selbst verspielt im Glanz
der gestrig schönen Mär.
Und am Ende...
… nimmt das Schweigen,
aus dem Herz die Melodie,
klanglos weichen die Nuancen,
einst gespielter Symphonie.
Wandelt Dur in Mollakkorde,
bis zum Stillstand, ohne Takt,
seitenlos die letzten Fjorde,
Heimat fern und seelennackt,
tropft die Wehmut aus den Augen,
nimmt der Sicht das Gradeaus;
schwemmt die Bilder aus dem Rahmen,
kampflos gibt sie wieder auf.
Irgendwie weiter
Bleiern tragen müde Beine
Sehnsuchtsdenken hin und her,
zwischen Morgengrau und Stille
fehlt das Gleichgewicht und Wehr -
kennt kein Für und auch kein Wider.
Einsam darben letzte Wünsche
auf der Seele tiefsten Grund;
suchen nicht mehr nach Erfüllung
bleichen aus und moribund
liegt das Sein vor der Erkenntnis,
Stillstand lähmt die Liebe nicht,
beugt sich eisern dem Verlangen
auszuharren im Verzicht.
Berührte Stille
Aus deinen Augen perlen Erinnerungen,
einer Zeit, die voller Liebe war.
Holst versteckte Bilder, sein Lachen,
aus den verdorrten Ecken hervor,
tränkst sie, in der Hoffnung
es könnt` dir neu erstrahlen.
Nimmst das Feuer abermals in Kauf,
dir die Finger zu verbrennen.
Nur damit Nähe
noch einmal spürbar wird.
Einmal noch und doch weißt du,
es ist nicht das letzte Mal,
dass du diese Wärme fühlen möchtest.
Stehst am Fenster,
hinter dir das Schweigen.
Berührt von dieser Stille,
fragst du dich,
ob er dich wohl hören würde,
wenn du jetzt Schreien könntest.
Fünf vor Zwölf
Wenn die Uhren rückwärts gehen,
du lebendig, fahl erstarrst,
hadernd, ständig tief im Zweifeln
die Zeit verfliest, dir offenbart,
dass jeder Tag ein Suchen ist,
den Sinn im Neuen zu erkennen
und die Regeln der Vernunft,
im Realismus klar benennen.
Weil alles was dir wichtig war
nun weißes Leinen überdeckt,
als Kreuzzug sich Vergangenheit,
im Mahnmal Schuldgefühl erstreckt.
Wenn dein Weg in seinen Spuren
irrend durch die Wälder streift,
der Nebel deine Sicht verzehrt,
selbst einst gelebte Eitelkeit,
sich in Wut und Zorn verwandelt,
du Kostbarkeiten nicht mehr siehst,
dann wird es Zeit, dass du handelst -
bevor der Zeiger stille steht.
Drahtseilakt
In meinem Kopf ein Durcheinander,
Chaos, wohin der Blick sich dreht.
Ein Drahtseilakt ohne Balance,
Kreislauf, der trotz Stillstand lebt,
noch atmen lässt, auch ohne Willen.
Reißt Kraftreserve auf und sticht.
Mitten ins Verlangen, doch der Ast,
der Ast er bricht. Du warst mir Licht!
Doch heute bist du Schattenspender
meiner Seele. Holst stückchenweise
Leben aus mir raus. Deine Stärke
ist meine Schwäche, wie schamlos
kostest du das aus. Und lässt mich liegen.
Komm, wieso steigst du nicht noch drauf?
Wäre doch ein Leichtes, lieg am Boden:
Doch Nahkampf nimmst du nicht in Kauf.